Selfempowerment – Vertrauen in die eigene Kraft entwickeln


"Mensch sein, heißt immer auch anders sein zu können!"  - Viktor Frankl

 

„Eigentlich würde ich gerne anders leben, aber was kann man schon ändern…?“  Viele Menschen fühlen in der heutigen Zeit ein zunehmendes Gefühl der Entfremdung und des Fremdbestimmt-Seins im Job und der Familie. Sie fühlen sich machtlos und ohnmächtig angesichts mangelnder persönlicher Perspektiven und der vielfältigen Zahl globaler Krisen und Veränderungen. Hinzu kommen vielleicht noch Prägungen und Erfahrungen von Hilflosigkeit aus der persönlichen Lebensgeschichte.

Als Resultat kann es zu einer inneren „Trance“ kommen, eine Verengung der eigenen Wahrnehmung. Diese geht einher mit einem gefühlten Verlust von innerer Stärke und Kontakt zu dem Teil in sich, der die Macht hat (Lebens-)Situationen und das eigene Umfeld aktiv zu gestalten oder daran mitzuwirken.

 

Selbstermächtigung - Macht hat mit machen zu tun

 

Der Begriff Selfempowerment bedeutet wörtlich übersetzt Selbstermächtigung. Er bezeichnet einen Zustand in dem wir wieder mehr in Kontakt kommen mit unserer eigenen Wirkkraft und der natürlichen Fähigkeit das eigene Leben, Beziehungen und die Umwelt kreativ zu gestalten. Manchmal wird er deshalb auch mit Selbstwirksamkeit übersetzt, denn: Macht hat mit machen zu tun! Anstatt sich in den persönlichen und kollektiven Trancen von Ohnmacht und Hilflosigkeit zu verlieren, nehmen wir unser Leben selbst in die Hand und tun das, was getan werden kann, im Rahmen unserer Möglichkeiten und Fähigkeiten.

 

Sich der Ohnmachts-Trance bewusst werden

 

Was es dafür in einem ersten Schritt braucht, ist uns der Ohnmachts-Trance(n) bewusst zu werden und - mittels achtsamer Erforschung dieser - die Erfahrung zu machen wie es ist, wenn wir sie aktiv verlassen. Dies wird uns daran erinnern, dass wir im Grunde unseres Wesens mehr sind als wir zu sein scheinen. Wir erkennen, wie sehr wir manchmal selber die sind, die uns im Weg stehen. Deshalb ist es wichtig uns selbst in unseren Verhinderungs- und Selbstsabotagemechanismen gut zu kennen, damit wir über sie hinausgehen und uns für neue Möglichkeiten öffnen können.

 

Finde die Lücken und löse Dich vom Denken

 

Ein wesentlicher Aspekt der Achtsamkeitspraxis ist ein Bewusstsein für die Lücken zu entwickeln. Die Lücke zwischen den Atemzügen, die Lücke zwischen zwei Gedanken, … usw. Denn in diesen Lücken öffnet sich Raum in dem die alltägliche Trance unterbrochen wird. Raum der etwas Abstand entstehen lässt zu dem, was uns gewöhnlicher Weise im Griff hat – unserem ständigen Denken und den Annahmen darüber wer wir sind, was möglich ist und was sicher unmöglich. Eckhart Tolle, ein bekannter Bewusstseinslehrer, drückt es folgendermaßen aus: „Der Bereich des Bewusstseins ist viel größer, als sich mental ermessen lässt. Wenn Du nicht länger alles glaubst was Du denkst, löst Du Dich vom Denken und siehst klar, dass der Denker nicht der ist, der Du bist.“ Indem ich meine Aufmerksamkeit auf den Raum dazwischen richte, entziehe ich der Trance der Machtlosigkeit Energie. Damit beginnt sich der Möglichkeitsraum zu öffnen, in welchem ich mehr und mehr eine Wahl habe worauf ich meine Kraft ausrichten möchte.

 

Die innere Ausrichtung – Energie folgt der Aufmerksamkeit


Denn letztlich kommt es darauf an worauf ich meine Aufmerksamkeit richte. Beschäftige ich mich nur mit den Hindernissen und Begrenzungen erlebe ich Machtlosigkeit und bleibe mit dieser identifiziert. Öffne ich mich hingegen für die Möglichkeiten, dann finden sich auf einmal Wege und Gelegenheiten, die oftmals auch überraschend sein können. „Energie folgt der Aufmerksamkeit“ heißt es in einem alten Sprichwort in den asiatischen Kampfkünsten. Das unterstreicht die Wirkung einer bewussten Ausrichtung, die allem Handeln und Tun vorausgeht. Und es betont die entscheidende Frage danach, von welchem inneren Platz aus dieses Wirken beginnt und mit welcher Qualität es beseelt ist. Denn diese Qualität ist untrennbar mit dem verbunden was ich am Ende gestalte.


Achtsamkeitsübung: „Die Lücken wahrnehmen“

 

Mit Hilfe dieser einfachen Übung kannst Du ein Bewusstsein dafür entwickeln, den Raum des „Dazwischens“ zu entdecken und Dich damit zu verbinden. Dies wird Dir helfen Dich von begrenzenden und einengenden Gewohnheiten zu lösen und Dich zu öffnen für die Fülle der Möglichkeiten Dein Leben zu gestalten.

 

  • Sitze bequem, so dass Du nicht abgelenkt bist, dann schließe die Augen und lass deine Aufmerksamkeit nach innen kommen


  • Werde Dir des Atems gewahr und spüre wie der Atem Deinen Körper bewegt, lasse den Atem mit der Zeit immer sanfter werden, bemerke schließlich den kurzen Moment zwischen den Atemzügen


  • Schenke diesem Moment zwischen den Atemzügen mehr und mehr Deiner Aufmerksamkeit, erlebe die Stille und den Raum in der Lücke, lasse Dich mehr und mehr in diese Stille hineingleiten…


  • Wenn Gedanken auftauchen, dann gib Ihnen keinen Widerstand, kämpfe nicht gegen sie an sondern lasse Sie kommen und gehen wie Wolken am Himmel, vielleicht kannst Du auch dort die Lücken entdecken, sonst komme einfach zurück zum Atem

 

Es ist gut Dir mindestens 20 Minuten Zeit zu nehmen und geduldig zu sein um mit dieser Übung vertraut zu werden. 

 


Dennis Heydrich ist Körperpsychotherapeut, Achtsamkeits- und Bewusstseinstrainer und Tai Chi & Qi Gong Lehrer. Er ist Inhaber einer Praxis für körperorientierte Psychotherapie und essenzielles LebensCoaching und gibt Kurse und Trainings mit den Schwerpunkten Achtsamkeit, Resilienz und Selbstermächtigung. Des Weiteren ist er Mit-Initiator und Mitglied im Stiftungsrat der Future Now Network Foundation (FNNF), die sich für die Förderung von Bewusstseinskultur, Gemeinwohl und Konvivialität engagiert.