Mit dem Körper achtsam in Beziehung sein
Die Beziehung zu ihrem Körper ist bei vielen Menschen zumeist davon geprägt, dass er funktionieren soll, gut aussehen muss oder auf andere Weise der Norm gerecht zu werden hat. Häufig schenken wir ihm erst Aufmerksamkeit, wenn er sich mit Symptomen meldet und wir unsere alltäglichen Dinge nicht auf gewohnte Art und Weise erledigen können. Oder wenn das, was wir im Spiegel sehen uns nicht gefällt, weil es mit dem Bild was wir von uns haben oder welches wir nach außen darzustellen versuchen nicht entspricht. Erst wenn der Körper vielleicht zu schmerzen beginnt oder schlicht nicht mehr kann und krank wird, beginnen wir dann uns um ihn zu kümmern. Dabei muss es häufig erst einmal schlimmer werden, bevor es besser werden kann.
Der kritische Blick in den Spiegel
Wie wir mit unserem Körper in Beziehung sind hat, auch damit zu tun wie gut wir für uns selbst sorgen. Über unseren Körper können wir jederzeit ganz direkt in Verbindung treten mit dem „Hier und Jetzt“ und damit auch mit unseren tieferen Bedürfnissen. Diese sind meist verdeckt von vielen Annahmen und Vorstellungen darüber wie unser Körper zu sein und auszusehen hat. Der kritische Blick in den Spiegel am Morgen fokussiert dabei in der Regel auf die Dinge, die diesem Idealbild nicht entsprechen und erzeugt oft eine subtile Enge und Druck, den wir gewohnheitsmäßig mit uns tragen. Es gibt nur ganz wenige Menschen, die wirklich vollkommen zufrieden mit ihrem Körper sind.
Kontakt aufnehmen zum inneren Körper
Um Kontakt aufzunehmen mit dieser tieferen Ebene unseres Menschseins können wir jedoch unsere Aufmerksamkeit nach innen richten um unseren inneren Körper zu entdecken. Dieser wird auch der innere Leib genannt – im Unterschied zu unserem „äußeren“ Körper, den wir eher visuell wahrnehmen. Den inneren Körper (oder Leib) spüren wir jedoch leichter mit geschlossenen Augen, von innen her. Wenden wir uns einmal dieser Wahrnehmung zu, können wir erleben, dass auch wenn mir ein Bereich meines Körpers vielleicht äußerlich nicht gefällt, er sich innerlich trotzdem gut anfühlen kann.
Die Beziehung zum Körper neu entdecken
Diese innere Dimension unseres Körpers zu entdecken kann für viele Menschen erst einmal verblüffend und ungewohnt sein, dabei ist es etwas ganz Natürliches und ohne diesen inneren Sinn könnten wir nicht in der Welt zurechtkommen. Wenn wir uns bewusst darauf einlassen kann dies unsere Körperbeziehung verändern. Einfach, weil eine ganz andere Ebene hinzukommt. Die Signale aus dem Inneren unseres Körpers sind unserer Seele häufig viel näher als der Alltagsverstand. Sie haben zu tun mit unserem „Bauchgefühl“ und einer körperlich begründeten, intuitiven Wahrnehmung. Diesen Aspekt unseres Menschseins willkommen zu heißen und mehr aktiv in unser Leben miteinzubeziehen, gibt selbigem Tiefe und bereichert es.
Achtsamkeitsübung: "Das innere Lächeln"
Eine Möglichkeit den inneren Körper mehr zu entdecken und sich tiefer darauf einzulassen ist das innere Lächeln. Diese Übung ähnelt vom Ablauf her der sogenannten Bodyscan-Übung, die ich in diesem Artikel für den Compassioner beschrieben habe, jedoch mit einer wesentlichen Ergänzung:
- Am besten machst Du diese Übung im Sitzen. Nimm Dir etwas Zeit um anzukommen und schließe dann sanft die Augen. Lasse Deine Aufmerksamkeit sich nach innen richten
- Beginne nun – ähnlich wie bei einem Bodyscan – die Aufmerksamkeit auf Deinen Körper zu richten – so wie Du ihn von innen her wahrnimmst und spürst.
- Lasse dann auf Deinen Lippen ein Lächeln entstehen und lächle Deinem Körper zu. Beginnend am oberen Scheitelbereich schenkst Du nun allen Teilen Deines Körpers ein Lächeln. Lass dieses Lächeln ganz leicht und mühelos sein. Lächle Dich von oben nach unten durch Deinen Körper, bis Du bei den Füßen angekommen bist.
- Zum Abschluss lächle Deinem inneren Körper als Ganzes zu. Beziehe dabei alle Bereiche mit ein, die Du zuvor wahrgenommen hast. Nun kannst Du das Lächeln loslassen und ein wenig Nachspüren. Lausche in die Stille und sei eine Weile einfach darin anwesend.
Dennis Heydrich ist Körperpsychotherapeut, Achtsamkeits- und Bewusstseinstrainer und Tai Chi & Qi Gong Lehrer. Er ist Inhaber einer Praxis für körperorientierte Psychotherapie und essenzielles LebensCoaching und gibt Kurse und Trainings mit den Schwerpunkten Achtsamkeit, Resilienz und Selbstermächtigung. Des Weiteren ist er Mit-Initiator und Mitglied im Stiftungsrat der Future Now Network Foundation (FNNF), die sich für die Förderung von Bewusstseinskultur, Gemeinwohl und Konvivialität engagiert.